. ... (Das Leben ist zum essen da) sagte mir mal meine weise Ex-Chefin im ersten CEAM. Ich habe damals darüber gelacht, aber mein stetig wachsendes Essvermögen seit dem ich in Chile bin lässt mich immer mehr daran glauben. Bei bestimmt nicht nur einer Gelegentheit wurde mir hier betont dass der/die/das "cariño" (Zuneigung) hier über das Essen vermittelt wird. Dementsprechend extra viel Mühe gab ich mir hier in den ersten Monaten den mir randvoll vorgesetzten Teller bis zum letzten Rest aufzuessen - auf geradezu magische Weise leert sich der jetzt schon ganz von alleine. Hier scheint auch irgendwie jeder ziemlich genau zu wissen was original typisch chilenisches Essen ist. Warum mich das wundert? Jedes mal wenn ich hier gefragt werde was wir denn so in Deutschland essen fällt es mir erstaunlich schwer zu sagen was ich dadrauf antworten soll. Mein Lieblingsgericht "Chilli con Carne" ess ich bestimmt mindestens einmal im Monat daheim und da braucht man kein Detektiv zu sein um darauf zu kommen, dass das weniger Deutsche Wurzeln hat. Spaghetti mit Bolognesesoße, Pizza, Gemüse und Obst, welches nichtmal in Deutschland wächst, Döner, Reis, ungarisches Gulasch, meine Liebe für griechischen Yoghurt oder Tomaten/Mozzarella-Salat??! Irgendwann fallen mir, dann doch noch meine schwäbischen Wurzeln ein und mit denen Dinge wie Linsen und Spätzle, Knödel, Sauerbraten... Aber wenn ich mich mal ehrlich frage wie oft ich zuhause irgendwas typisch deutsches esse, dann käme ich dank multikulti-Europa vermutlich auf eine Brezel pro Woche. Zu meiner Standard-Antwort hat sich dann entwickelt, zu sagen, dass wir eigentlich im Grunde mit den gleichen Sachen kochen aber anders zubereiten, denn es passiert mit tatsächlich selten, dass ich auf irgendetwas stoße, was mir völlig fremd ist. Was so verschieden ist, sind die Angewohnheiten, die Vorstellung davon was "normal" ist und was ein Gericht "gut" oder "schlecht" macht. So kam ich nicht umhin festzustellen, dass hier sogar das chinesische Essen irgendwie chilenisch schmeckt. Also dann leg ich mal los - die kulinarische Seite meines Chile-Jahres!
Fleisch - vermutlich die wichtigste Zutat um den Großteil der chilenischen Mittagessen zuzubereiten. Die größte Zelebrierung des chilenischen Fleischverzehrs sind wohl dennoch mit Abtand die Nationalfeiertage von denen ich euch im September bereits berichtet habe, zu dieser Zeit eben in gegrillter Form. Gegessen wird vor allem Schwein, Rind und Hühnchen und by the way: Es gibt keinen richtigen Oberbegriff für Fleisch im generellen. Jedes Fleisch hat seinen eigenen Namen, zumindest wenn ichs richtig geschnallt habe. Zumindest weiß ich, dass "carne", was ich immer für die Generalübersetzung für Fleisch gehalten habe, kein Hühnchenfleisch (pollo) miteinschließt. Fleisch wird in der traditionellen, ländlichen Zubereitung oft in einem Eintopf zubereitet, der "cazuela". Auf einem Teller "cazuela" ist meistens genau eine (ganze) Kartoffel und ein Fleischstück in der Gemüsebrühe schwimmend, noch ein paar Karottenstreifen, Kürbisstücke und oft auch Reis und Koriander mit drin und fertig! Aber Aufpassen: Einer meiner ersten interkulturellen Faux-Pas in Chile war es die heilige "cazuela"-Essensregel zu brechen - zuerst wird die Suppe gelöffelt und DANACH ist man Fleisch+Kartoffel oft zusammen mit dem obligatorischen Tomatensalat. Ansonsten wird Fleisch oder auch Fisch zusammen mit Kartoffelbrei, Reis oder gekochtem Gemüse gegessen.
Tomate a la chilena - der obligatorische Tomatensalat. Um das zu erklären, ist erstmal zu erwähnen wie Stolz die Leute hier in der Stadt Talca mitten im landwirtschaftichen Gebiet Chiles auf ihre Tomaten sind. Die talquinische Tomate scheint irgendein Qualitätsmerkmal zu sein.. Generell sind es übergroße Fleischtomaten, die zunächst einmal geschält werden (und das übrigens egal für was die Tomate benutzt werden soll, Schalen von egal welchem Obst und Gemüse stehen nicht besonders hoch im Kurs). Danach klein schneiden, Salz und Öl drüber und dann ist der Mansch im Grunde auch schon fertig. Manchmal kommen noch rohe Zwiebelstreifen dazu was nicht hundertpro mein Ding ist, aber die Tomatenpampe an sich ist der Hammer! Salat bleibt auch meistens bei einer oder zwei Zutaten, also nicht wie ich es zumindest von daheim kenne einfach Gurken, Tomaten, grünen Salat und Karotten zusammenzuschmeißen. Hier wird jede einzelne Zutat als eigener Salat zubereitet. Alles außer Tomaten werden dabei mit Zitronensaft, Öl und Salz angemacht - und damit mein ich wirklich ALLES. Von Gurken, Blattsalat, Staudensellerie bis hin zu gekochten Bohnen, gekochten Meeresalgen (Cochayuyo - das bisher für meinen Geschmack abartigste was ich in Chile probiert habe) oder einfach nur gekochten Erbsen als Salat. Den Tomatenkult feier ich allerdings total. Da gäbe es nämlich noch
Chancho en piedra - (wörtlich: Schwein im Stein) mit Mörser und Stößel aus Stein zubereitete Masse aus geschälter Tomate, Knoblauch, wahlweise Chilli (hier Ají genannt), Öl und Salz. Gegessen wird das ganze mit Brot oder Sopaipillas (siehe Brot) direkt aus der Steinschüssel - deswegen Schwein, weil es eben "schweinisch" mit Händen und Brot rausgelöffelt wird. Wird vor allem fürs "once" (Abendbrot) zubereitet.
Brot - jaa wie eben in den meisten nichtdeutschen Ländern wird man Schwarz-, Roggen- und Vollkornbrot selten finden, ist aber allerdings nicht unmöglich. Im von einem deutschen Einwanderer gegründeten Supermarkt namens "Jumbo" gibt es deutsches Vollkornbrot (naaaajaaaa doch eher Weißbrot mit ein paar Körnern) und sogar Pumpernickel (das könnte man in Deutschland jetzt als Vollkornbrot verkaufen). Das aber eigentlich verwunderliche an diesem Supermarkt ist, dass es einige Sachen original importiert von Deutschland gibt, vom "Kühne Schlemmertöpfchen" bis zu diesen kleinen quaderförmigen Fertig-Kuchen - mit deutscher Schrift auf der Verpackung und allem. Bei ganz schlimmen Attacken von Lust auf deutsches Essen, macht ein Abstecher zum "Jumbo" trotz der sauteuren Preise doch mal Laune. Zurück zum Thema: Brot. Die Vielfalt an verschiedenen Sorten ist eigentlich ziemlich groß, zumahl der Brotkonsum in Chile ziemlich hoch ist und Frühstück und Abendessen hauptsächlich daraus besteht. Das Brot würde bei uns unter die Kategorie Brötchen oder Gebäck fallen, mit manchmal recht witzigen Schneckenformen. Die zwei wichtigsten Formen sind allerdings "Pan Frances" (französisches Brot, wie der Name sagt vom Teig her wie Baguette)/ "Marraqueta" und "hallulla" (flaches, ziemlich festes Brötchen aus Förmchen). Auf der Straße werden außerdem "churrascos" (auf einer Art Grill gebackenes flaches Gebäck) verkauft. Die schonmal erwähnten "sopaipillas" sind auch eine Art Gebäck, der Teig aus Mehl und Kürbis wird allerdings frittiert. In den Fotos von meinem letzten Blogeintrag sind ein paar Fotos von der Zubereitung dabei, als wir neulich welche im CEAM gemacht haben. Zu guter letzt wäre da noch die "tortilla chilena" - nicht zu verwechseln mit den Mexikanischen aus denen zB. Tacos germacht werden und auch nicht mit der spanischen, die im Grunde Omelette mit Kartoffeln ist. Die chilenische ist eigentlich ein meiner Meinung nach seeehr seehr leckeres Brot, sieht ein bisschen aus wie Fladenbrot, ist allerdings viel fester.
Essensgewohnheiten - Die wichtigste Mahlzeit ist das Mittagessen, welches meistens außer Hauptgang auch nen Salat und einen Nachtisch (oft saisonale Früchte) beinhaltet. Was den Rest angeht kommt es schon stärker auf die Famillie an. Das "once" ist so eine Zwischenform von bei uns Teezeit/Kaffee- und Kuchen so gegen 5 Uhr und Abendbrot - je nach Auslegung. Bei mir zuhause wird zum Beispiel nur "once" Abends gegessen, so zwischen 6-8 Uhr abends. Gegessen wird Brot (welches oft vorher erhitzt/getoastet wird) mit zB. Käse, Tomate, Avocadomus, Butter, Schinken, manchmal nur sehr leicht angebratenes Rührei auf dem Brot, Marmelade oder "Manjar"/"Dulce de Leche"(Ein süßer Aufstrich, hergestellt aus Milch und Zucker, welche so lange erhitzt wird bis es zu einer zähflüssigen braunen Masse wird). Dazu schwarzer Tee, Mate, Kaffee oder Milch zum Trinken und Kekse, Kuchen oder sogar Torte dazu. Das Frühstück ist oft beinahe identisch zum "once" aber auch Cerealien, Yoghurt etc... Manche Famillien essen auch Abends nochmal warm, das nennt sich dann "cena" und verschiebt sich oft recht spät auf 8-10 Uhr abends. Bei besonderen Anlässen und Feiern ist das oft der Fall, oder wenn man auswärts essen geht. Dazu wird oft chilenischer Wein getrunken, der laut eigentlich jedem Chilenen der beste auf der Welt ist. Vor allem hier in meiner Region wird viel Wein angebaut. Chilenischer Wein wird auch viel exportiert und hat wohl einen guten Ruf (so viel zu meinen Wein Kenntnissen).
garbanzos, lentejas, porotos, choclo, papas... - Die meisten Mittagessen sind irgendwelche Eintöpfe mit Dingen, die eben satt machen: Kichererbsen, Linsen, Bohnen, Mais, Kartoffeln etc... Carbonada zum Beispiel, ein typischer Eintopf mit Fleisch. Die meisten Suppen und Eintöpfe egal welcher Art haben meistens noch Reis drin, was mich anfangs immer wieder gewundert hat. Porotos Granados - ein anderer Eintopf mit weißen Bohnen, Mais und Kürbis. Gekocht wird auch oft mit Blattspinat und Mangold. Außerdem wird erstaunlich oft Koriander verwendet - Ich wusste vor Chile garnicht ganz genau was das ist bis ich mal darauf gekommen bin warum so viele Speißen diese immer gleiche Geschmacksnote mit drin haben. Mit "Pantrucas", einem sehr traditionellem Gericht, werden auch viele Eintöpfe gemacht. Dafür wird ein Teig aus Mehl und Eiern gemacht und ausgerollt und kleine Fetzen von der Masse in den kochenden Eintopf gegeben. Schmecken ein kleines bisschen wie Nudeln. Ach und: klar Nudeln, gibts auch hier und werden gerne gegessen. (Was ein Glück!)
Choclo = Mais - da in meiner Region auch viel Mais angebaut wird, ist auch der hier ziemlich wichtig und in der entsprechenden Jahreszeit (Sommer) redet jeder nur noch von zwei Dingen: Humitas und Pastel de Choclo. Humitas werden aus einer Masse aus gemahlenen, rohen Maiskörnern gemacht, welche zusammen mit Zwiebeln, verschiedenen Gewürzen und Öl in die Blätter der Maispflanze gewickelt und gekocht werden. Gegessen wird die Tasche mit Tomatensalat oder mit jede Menge Zucker, der oben drauf gestreut wird. Das Pastel de Choclo ist etwas komplizierter zu beschreiben, aber am Ende einer langen Prozedur hat man eine Tonschüssel mit unten einer Masse aus angebratenen Zwiebeln und Fleisch, darüber eine Schicht aus einer wackelpuddingartigen, süßen Masse aus Mais, Milch und Zucker.
Empanadas und comida al paso - Chile wäre nicht Chile ohne seine Empanadas (Teigtaschen). Sie gibt es in den zwei Grundformen, frittiert und im Ofen gebacken, und können eigentlich alles mögliche beinhalten. Die original-chilenische Empanada "Pino" besteht aus Zwiebeln, Fleisch, einer Olive und einem halben gekochten Ei. Außerdem gibt es viele mit Käse, Meeresfrüchten, Mais, und vielem mehr. Comida al paso (Fastfood) hat hier mal abgesehen von Mc Donalds und Co seine ganz eigene Kultur. Ich hatte schonmal von den "completos" erzählt, die gepimpten Hot Dogs, die wohl angeblich in Talca die allerbesten sein sollen. Auch die oben genannten Churrascos werden oft zu einer sehr chilenischen Abwandlung eines Burgers benutzt. Bei beidem werden der Tomatensalat, Avocadomus, und jede Menge Mayo draufgeschmiert, wahlweise Ketchup, Senf und "Ají chileno" (Chillisoße).
Getränke - Viel viel schwarzer Tee und "bebidas" (wörtlich eigentlich nur Getränk, wird aber mit Softgetränk assoziiert), Wasser einfach so wird zum Beispiel kaum zum Essen dazu getrunken - warum auch... is ja nich babbsüß! Auch das was man hier als "Saft" bezeichnet hat mich schwer enttäuscht, zumahl sie ja eigentlich genug frisches Obst zu Verfügung hätten. Dieses riesige Regal, dass es in jedem Supermarkt gibt mit der Auswahl an supersüßen Saftpulvern hat mich geradezu geschockt. Und auch der Saft, den man in flüssiger Form kaufen kann hat in den meisten Fällen wenig mit natürlichem Direktsaft zu tun. Apropos pulverisiert: Den Kaffee gibts leider auch meistens nur in Form von Nescafe Pulver. In Chile ist es mir auch zum ersten Mal passiert, dass ich Frage ob man auch Milch zum Kaffee da habe und man mich fragt ob ich sie in Pulver- oder flüssiger Form haben wolle - Was ist das denn für ne Frage?!? Heiß aufgebrühte Mate-Kräuter kommen zwar ursprünglich aus Argentinien, werden hier dennoch auch von vielen getrunken. An alkoholischen Getränken, habe ich ja bereits den Wein erwähnt, zu den Nationalfeiertagen wird der auch in Form von jungem Most "Chicha" getrunken. Der Terremoto (wörtlich: Erdbeben) besteht ebenfalls aus jungem Weißwein, Ananaseis und Grenadinesirup. Es gibt außerdem auch recht viele Bierbrauereien, teilweise sogar von deutschen Einwanderen gegründet. Der eigentliche Nationalalkohol ist allerdings der Traubenschnaps Pisco. Dieser wird oft zusammen mit Cola = "Piscola" oder mit Eis, Zitrone und Zucker = Pisco Sour getrunken. "Vino con Melon" wird viel in der Melonensaison getrunken und ist eine ganze Melone, aufgeschnitten und ausgehöhlt, gefüllt mit Weißwein und Melonenstücken.
Obst - In Chile wächst so einiges mehr als in Deutschland, zumahl es ja auch an Klimazonen genug hat. Wenn man mal beim Einkaufen in Deutschland darauf achtet, dann kommt vieles Obst, dass es zwar auch bei uns gibt, aber keine Saison hat aus Chile, bei Trauben ist mir das schon einmal aufgefallen. Die entsprechenden Dinge sind hier auch um einiges billiger als in Deutschland. Man hält sich hier aber recht streng an die Saison, da der Preisunterschied erheblich zu sein scheint. Jetzt im Sommer durfte ich in den Genuß von riiiiiesigen "sandías" (Wassermelonen) kommen, die eben auch echt günstig waren, da sie in dieser Region angebaut werden. Hier werden die Melonen schlauerweise auch in riesirgen Stücken und mit Messer oder Gabel oder Löffel gegessen. Warum bin ich zuhause eigentlich noch nie auf die Idee gekommen Wassermelone zu löffeln?? Außerdem wachsen hier Pfirsiche und riesige Pflaumen, Trauben, Äpfel, Kirschen, Erdbeeren, andere Arten von Melonen usw....
Süßes - Nach dem Motto "wenn süß dann aber richtig", verhalten sich die Süßigkeiten und Nachtische hier im generellen. Den Torten, die es eigentlich bei jeder feierbaren Gelegenheit gibt, fehlen meiner Meinung nach irgendwie der Eigengeschmack abgesehen von süß. Man nascht recht gerne, auch beim "once", zum Beispiel mit Keksen oder "queque" (einfacher Rührkuchen). Hier wird außerdem "kuchen" verkauft, mit genau demselben Namen. Allerdings fällt unter diese Kategorie nur Kuchen mit Früchten wie zum Beispiel der "kuchen de manzana" (Apfelkuchen). Eine Süßspeise, die ich absolut liiiebe ist der "Pie de Limón", ein Kuchen oder Torte, mit einfachem Tortenboden mit einer dicken Schicht süßer Zitronenmasse und oben drauf Merengue (Baiser). Sehr viel Gebäck, Torten, etc werden mit dem vorher erwähnten "Manjar" gemacht, zB "Alfajores" (süßes Gebäck/Kekse) oder die Torte "mil hojas". Ein anderer süßer Imbiss, der auch an den Nationalfeiertagen oder auch so im Freien, wie in Talca zB. Fluss am Wochenende gegessen/getrunken wird heißt "Mote von Huesillo". Dazu wird ein geschälter Pfirsich zunächst getrocknet, der deswegen etwas knöchrig aussieht (Huesillo = verniedlichte Form von Knochen). Diese Huesillos werden dann um den Imbiss herzustellen wieder in Zuckerwasser gelegt bis sie wieder an Größe zugenommen haben. Jeweils einer dieser Pfirsiche wird mitsamt dem Saft in ein Glas gefüllt zusammen mit "Mote" (gekochte und geschälte Weizenkörner).
Aus einem kleinen Blogeintrag wurde ein halber Wikipediaartikel.. Naja hat eben Spaß gemacht! Hat sich jeder einen Orden verdient, der es bis hier unten geschafft hat! hoffe es hat trotzdem Freude und Hunger bereitet und ein wenig Lust das Land einmal selbst zu erleben. So weit die Erfahrungen über das Essen, die ich gesammelt habe, nur logisch, dass die Erfahrungen variieren, je nach Region und Menschen mit denen man sich umgibt.
Vielen Dank fürs Lesen!
Marlene
Fleisch - vermutlich die wichtigste Zutat um den Großteil der chilenischen Mittagessen zuzubereiten. Die größte Zelebrierung des chilenischen Fleischverzehrs sind wohl dennoch mit Abtand die Nationalfeiertage von denen ich euch im September bereits berichtet habe, zu dieser Zeit eben in gegrillter Form. Gegessen wird vor allem Schwein, Rind und Hühnchen und by the way: Es gibt keinen richtigen Oberbegriff für Fleisch im generellen. Jedes Fleisch hat seinen eigenen Namen, zumindest wenn ichs richtig geschnallt habe. Zumindest weiß ich, dass "carne", was ich immer für die Generalübersetzung für Fleisch gehalten habe, kein Hühnchenfleisch (pollo) miteinschließt. Fleisch wird in der traditionellen, ländlichen Zubereitung oft in einem Eintopf zubereitet, der "cazuela". Auf einem Teller "cazuela" ist meistens genau eine (ganze) Kartoffel und ein Fleischstück in der Gemüsebrühe schwimmend, noch ein paar Karottenstreifen, Kürbisstücke und oft auch Reis und Koriander mit drin und fertig! Aber Aufpassen: Einer meiner ersten interkulturellen Faux-Pas in Chile war es die heilige "cazuela"-Essensregel zu brechen - zuerst wird die Suppe gelöffelt und DANACH ist man Fleisch+Kartoffel oft zusammen mit dem obligatorischen Tomatensalat. Ansonsten wird Fleisch oder auch Fisch zusammen mit Kartoffelbrei, Reis oder gekochtem Gemüse gegessen.
Tomate a la chilena - der obligatorische Tomatensalat. Um das zu erklären, ist erstmal zu erwähnen wie Stolz die Leute hier in der Stadt Talca mitten im landwirtschaftichen Gebiet Chiles auf ihre Tomaten sind. Die talquinische Tomate scheint irgendein Qualitätsmerkmal zu sein.. Generell sind es übergroße Fleischtomaten, die zunächst einmal geschält werden (und das übrigens egal für was die Tomate benutzt werden soll, Schalen von egal welchem Obst und Gemüse stehen nicht besonders hoch im Kurs). Danach klein schneiden, Salz und Öl drüber und dann ist der Mansch im Grunde auch schon fertig. Manchmal kommen noch rohe Zwiebelstreifen dazu was nicht hundertpro mein Ding ist, aber die Tomatenpampe an sich ist der Hammer! Salat bleibt auch meistens bei einer oder zwei Zutaten, also nicht wie ich es zumindest von daheim kenne einfach Gurken, Tomaten, grünen Salat und Karotten zusammenzuschmeißen. Hier wird jede einzelne Zutat als eigener Salat zubereitet. Alles außer Tomaten werden dabei mit Zitronensaft, Öl und Salz angemacht - und damit mein ich wirklich ALLES. Von Gurken, Blattsalat, Staudensellerie bis hin zu gekochten Bohnen, gekochten Meeresalgen (Cochayuyo - das bisher für meinen Geschmack abartigste was ich in Chile probiert habe) oder einfach nur gekochten Erbsen als Salat. Den Tomatenkult feier ich allerdings total. Da gäbe es nämlich noch
Chancho en piedra - (wörtlich: Schwein im Stein) mit Mörser und Stößel aus Stein zubereitete Masse aus geschälter Tomate, Knoblauch, wahlweise Chilli (hier Ají genannt), Öl und Salz. Gegessen wird das ganze mit Brot oder Sopaipillas (siehe Brot) direkt aus der Steinschüssel - deswegen Schwein, weil es eben "schweinisch" mit Händen und Brot rausgelöffelt wird. Wird vor allem fürs "once" (Abendbrot) zubereitet.
Brot - jaa wie eben in den meisten nichtdeutschen Ländern wird man Schwarz-, Roggen- und Vollkornbrot selten finden, ist aber allerdings nicht unmöglich. Im von einem deutschen Einwanderer gegründeten Supermarkt namens "Jumbo" gibt es deutsches Vollkornbrot (naaaajaaaa doch eher Weißbrot mit ein paar Körnern) und sogar Pumpernickel (das könnte man in Deutschland jetzt als Vollkornbrot verkaufen). Das aber eigentlich verwunderliche an diesem Supermarkt ist, dass es einige Sachen original importiert von Deutschland gibt, vom "Kühne Schlemmertöpfchen" bis zu diesen kleinen quaderförmigen Fertig-Kuchen - mit deutscher Schrift auf der Verpackung und allem. Bei ganz schlimmen Attacken von Lust auf deutsches Essen, macht ein Abstecher zum "Jumbo" trotz der sauteuren Preise doch mal Laune. Zurück zum Thema: Brot. Die Vielfalt an verschiedenen Sorten ist eigentlich ziemlich groß, zumahl der Brotkonsum in Chile ziemlich hoch ist und Frühstück und Abendessen hauptsächlich daraus besteht. Das Brot würde bei uns unter die Kategorie Brötchen oder Gebäck fallen, mit manchmal recht witzigen Schneckenformen. Die zwei wichtigsten Formen sind allerdings "Pan Frances" (französisches Brot, wie der Name sagt vom Teig her wie Baguette)/ "Marraqueta" und "hallulla" (flaches, ziemlich festes Brötchen aus Förmchen). Auf der Straße werden außerdem "churrascos" (auf einer Art Grill gebackenes flaches Gebäck) verkauft. Die schonmal erwähnten "sopaipillas" sind auch eine Art Gebäck, der Teig aus Mehl und Kürbis wird allerdings frittiert. In den Fotos von meinem letzten Blogeintrag sind ein paar Fotos von der Zubereitung dabei, als wir neulich welche im CEAM gemacht haben. Zu guter letzt wäre da noch die "tortilla chilena" - nicht zu verwechseln mit den Mexikanischen aus denen zB. Tacos germacht werden und auch nicht mit der spanischen, die im Grunde Omelette mit Kartoffeln ist. Die chilenische ist eigentlich ein meiner Meinung nach seeehr seehr leckeres Brot, sieht ein bisschen aus wie Fladenbrot, ist allerdings viel fester.
Essensgewohnheiten - Die wichtigste Mahlzeit ist das Mittagessen, welches meistens außer Hauptgang auch nen Salat und einen Nachtisch (oft saisonale Früchte) beinhaltet. Was den Rest angeht kommt es schon stärker auf die Famillie an. Das "once" ist so eine Zwischenform von bei uns Teezeit/Kaffee- und Kuchen so gegen 5 Uhr und Abendbrot - je nach Auslegung. Bei mir zuhause wird zum Beispiel nur "once" Abends gegessen, so zwischen 6-8 Uhr abends. Gegessen wird Brot (welches oft vorher erhitzt/getoastet wird) mit zB. Käse, Tomate, Avocadomus, Butter, Schinken, manchmal nur sehr leicht angebratenes Rührei auf dem Brot, Marmelade oder "Manjar"/"Dulce de Leche"(Ein süßer Aufstrich, hergestellt aus Milch und Zucker, welche so lange erhitzt wird bis es zu einer zähflüssigen braunen Masse wird). Dazu schwarzer Tee, Mate, Kaffee oder Milch zum Trinken und Kekse, Kuchen oder sogar Torte dazu. Das Frühstück ist oft beinahe identisch zum "once" aber auch Cerealien, Yoghurt etc... Manche Famillien essen auch Abends nochmal warm, das nennt sich dann "cena" und verschiebt sich oft recht spät auf 8-10 Uhr abends. Bei besonderen Anlässen und Feiern ist das oft der Fall, oder wenn man auswärts essen geht. Dazu wird oft chilenischer Wein getrunken, der laut eigentlich jedem Chilenen der beste auf der Welt ist. Vor allem hier in meiner Region wird viel Wein angebaut. Chilenischer Wein wird auch viel exportiert und hat wohl einen guten Ruf (so viel zu meinen Wein Kenntnissen).
garbanzos, lentejas, porotos, choclo, papas... - Die meisten Mittagessen sind irgendwelche Eintöpfe mit Dingen, die eben satt machen: Kichererbsen, Linsen, Bohnen, Mais, Kartoffeln etc... Carbonada zum Beispiel, ein typischer Eintopf mit Fleisch. Die meisten Suppen und Eintöpfe egal welcher Art haben meistens noch Reis drin, was mich anfangs immer wieder gewundert hat. Porotos Granados - ein anderer Eintopf mit weißen Bohnen, Mais und Kürbis. Gekocht wird auch oft mit Blattspinat und Mangold. Außerdem wird erstaunlich oft Koriander verwendet - Ich wusste vor Chile garnicht ganz genau was das ist bis ich mal darauf gekommen bin warum so viele Speißen diese immer gleiche Geschmacksnote mit drin haben. Mit "Pantrucas", einem sehr traditionellem Gericht, werden auch viele Eintöpfe gemacht. Dafür wird ein Teig aus Mehl und Eiern gemacht und ausgerollt und kleine Fetzen von der Masse in den kochenden Eintopf gegeben. Schmecken ein kleines bisschen wie Nudeln. Ach und: klar Nudeln, gibts auch hier und werden gerne gegessen. (Was ein Glück!)
Choclo = Mais - da in meiner Region auch viel Mais angebaut wird, ist auch der hier ziemlich wichtig und in der entsprechenden Jahreszeit (Sommer) redet jeder nur noch von zwei Dingen: Humitas und Pastel de Choclo. Humitas werden aus einer Masse aus gemahlenen, rohen Maiskörnern gemacht, welche zusammen mit Zwiebeln, verschiedenen Gewürzen und Öl in die Blätter der Maispflanze gewickelt und gekocht werden. Gegessen wird die Tasche mit Tomatensalat oder mit jede Menge Zucker, der oben drauf gestreut wird. Das Pastel de Choclo ist etwas komplizierter zu beschreiben, aber am Ende einer langen Prozedur hat man eine Tonschüssel mit unten einer Masse aus angebratenen Zwiebeln und Fleisch, darüber eine Schicht aus einer wackelpuddingartigen, süßen Masse aus Mais, Milch und Zucker.
Empanadas und comida al paso - Chile wäre nicht Chile ohne seine Empanadas (Teigtaschen). Sie gibt es in den zwei Grundformen, frittiert und im Ofen gebacken, und können eigentlich alles mögliche beinhalten. Die original-chilenische Empanada "Pino" besteht aus Zwiebeln, Fleisch, einer Olive und einem halben gekochten Ei. Außerdem gibt es viele mit Käse, Meeresfrüchten, Mais, und vielem mehr. Comida al paso (Fastfood) hat hier mal abgesehen von Mc Donalds und Co seine ganz eigene Kultur. Ich hatte schonmal von den "completos" erzählt, die gepimpten Hot Dogs, die wohl angeblich in Talca die allerbesten sein sollen. Auch die oben genannten Churrascos werden oft zu einer sehr chilenischen Abwandlung eines Burgers benutzt. Bei beidem werden der Tomatensalat, Avocadomus, und jede Menge Mayo draufgeschmiert, wahlweise Ketchup, Senf und "Ají chileno" (Chillisoße).
Getränke - Viel viel schwarzer Tee und "bebidas" (wörtlich eigentlich nur Getränk, wird aber mit Softgetränk assoziiert), Wasser einfach so wird zum Beispiel kaum zum Essen dazu getrunken - warum auch... is ja nich babbsüß! Auch das was man hier als "Saft" bezeichnet hat mich schwer enttäuscht, zumahl sie ja eigentlich genug frisches Obst zu Verfügung hätten. Dieses riesige Regal, dass es in jedem Supermarkt gibt mit der Auswahl an supersüßen Saftpulvern hat mich geradezu geschockt. Und auch der Saft, den man in flüssiger Form kaufen kann hat in den meisten Fällen wenig mit natürlichem Direktsaft zu tun. Apropos pulverisiert: Den Kaffee gibts leider auch meistens nur in Form von Nescafe Pulver. In Chile ist es mir auch zum ersten Mal passiert, dass ich Frage ob man auch Milch zum Kaffee da habe und man mich fragt ob ich sie in Pulver- oder flüssiger Form haben wolle - Was ist das denn für ne Frage?!? Heiß aufgebrühte Mate-Kräuter kommen zwar ursprünglich aus Argentinien, werden hier dennoch auch von vielen getrunken. An alkoholischen Getränken, habe ich ja bereits den Wein erwähnt, zu den Nationalfeiertagen wird der auch in Form von jungem Most "Chicha" getrunken. Der Terremoto (wörtlich: Erdbeben) besteht ebenfalls aus jungem Weißwein, Ananaseis und Grenadinesirup. Es gibt außerdem auch recht viele Bierbrauereien, teilweise sogar von deutschen Einwanderen gegründet. Der eigentliche Nationalalkohol ist allerdings der Traubenschnaps Pisco. Dieser wird oft zusammen mit Cola = "Piscola" oder mit Eis, Zitrone und Zucker = Pisco Sour getrunken. "Vino con Melon" wird viel in der Melonensaison getrunken und ist eine ganze Melone, aufgeschnitten und ausgehöhlt, gefüllt mit Weißwein und Melonenstücken.
Obst - In Chile wächst so einiges mehr als in Deutschland, zumahl es ja auch an Klimazonen genug hat. Wenn man mal beim Einkaufen in Deutschland darauf achtet, dann kommt vieles Obst, dass es zwar auch bei uns gibt, aber keine Saison hat aus Chile, bei Trauben ist mir das schon einmal aufgefallen. Die entsprechenden Dinge sind hier auch um einiges billiger als in Deutschland. Man hält sich hier aber recht streng an die Saison, da der Preisunterschied erheblich zu sein scheint. Jetzt im Sommer durfte ich in den Genuß von riiiiiesigen "sandías" (Wassermelonen) kommen, die eben auch echt günstig waren, da sie in dieser Region angebaut werden. Hier werden die Melonen schlauerweise auch in riesirgen Stücken und mit Messer oder Gabel oder Löffel gegessen. Warum bin ich zuhause eigentlich noch nie auf die Idee gekommen Wassermelone zu löffeln?? Außerdem wachsen hier Pfirsiche und riesige Pflaumen, Trauben, Äpfel, Kirschen, Erdbeeren, andere Arten von Melonen usw....
Süßes - Nach dem Motto "wenn süß dann aber richtig", verhalten sich die Süßigkeiten und Nachtische hier im generellen. Den Torten, die es eigentlich bei jeder feierbaren Gelegenheit gibt, fehlen meiner Meinung nach irgendwie der Eigengeschmack abgesehen von süß. Man nascht recht gerne, auch beim "once", zum Beispiel mit Keksen oder "queque" (einfacher Rührkuchen). Hier wird außerdem "kuchen" verkauft, mit genau demselben Namen. Allerdings fällt unter diese Kategorie nur Kuchen mit Früchten wie zum Beispiel der "kuchen de manzana" (Apfelkuchen). Eine Süßspeise, die ich absolut liiiebe ist der "Pie de Limón", ein Kuchen oder Torte, mit einfachem Tortenboden mit einer dicken Schicht süßer Zitronenmasse und oben drauf Merengue (Baiser). Sehr viel Gebäck, Torten, etc werden mit dem vorher erwähnten "Manjar" gemacht, zB "Alfajores" (süßes Gebäck/Kekse) oder die Torte "mil hojas". Ein anderer süßer Imbiss, der auch an den Nationalfeiertagen oder auch so im Freien, wie in Talca zB. Fluss am Wochenende gegessen/getrunken wird heißt "Mote von Huesillo". Dazu wird ein geschälter Pfirsich zunächst getrocknet, der deswegen etwas knöchrig aussieht (Huesillo = verniedlichte Form von Knochen). Diese Huesillos werden dann um den Imbiss herzustellen wieder in Zuckerwasser gelegt bis sie wieder an Größe zugenommen haben. Jeweils einer dieser Pfirsiche wird mitsamt dem Saft in ein Glas gefüllt zusammen mit "Mote" (gekochte und geschälte Weizenkörner).
Aus einem kleinen Blogeintrag wurde ein halber Wikipediaartikel.. Naja hat eben Spaß gemacht! Hat sich jeder einen Orden verdient, der es bis hier unten geschafft hat! hoffe es hat trotzdem Freude und Hunger bereitet und ein wenig Lust das Land einmal selbst zu erleben. So weit die Erfahrungen über das Essen, die ich gesammelt habe, nur logisch, dass die Erfahrungen variieren, je nach Region und Menschen mit denen man sich umgibt.
Vielen Dank fürs Lesen!
Marlene