Wie's aussieht hab ich die erste Woche hier heil überstanden. Mir gehts ganz gut, mal davon abgesehen, dass ich mir ne Erkältung eingefangen habe. Kein Wunder! Es sind zwar Mittags immer so 20 Grad wenn nicht mehr, aber die Häuser sind in den meisten Fälllen kaum oder garnicht geheizt, deswegen kommt einem der Winter hier sehr schnell sehr kalt vor. Vor allem auf der Arbeit, die ich diese Woche begonnen habe, ist das der Fall.
Am Mittwoch war es dann endlich soweit: Mein erster Arbeitstag! Ich hab mich sehr darauf gefreut mal konkreter zu wissen, was mich im nächsten Jahr erwartet. Mein Arbeitsplatz sind zwei Einrichtungen von Hogar de Cristo hier in Talca, die sich praktischerweise im gleichen Haus befinden. Hogar de Cristo hat sich als Ziel gesetzt "ein Heim für solche zu kreieren, die kein Dach über dem Kopf haben". Dementsprechend ist die Stiftung orientiert an Personen "in Armut oder sozialer Ausgrenzung, vor allem Personen der ärmsten Einkommensstufe". Meine beiden Einrichtung bieten zwar keinen Schlafplatz, aber dennoch tagsüber ein Heim: Ein Kindergarten und ein "Centro de Encuentro Adulto Mayor" (etwa: Treffpunkt für Senioren). Morgens gegen halb 9 geht es für mich zunächst in den Kindergarten. Dieser nimmt bis zu 168 Kinder (ich weiß leider nicht die momentane Anzahl) im Alter von 3 Monaten bis zu 4 Jahren auf. Die Idee dahinter ist, dass die Kinder zum einen schon etwas vorschulische Bildung erhalten und vor allem auch die Mütter die Möglichkeit haben zum Famillienunterhalt beizutragen und die Frauen somit in den Arbeitsmarkt integriert werden. Die Kinder sind nach ihrem Alter auf verschiedene "salas" (Räume) aufgeteilt und in der Anfangsphase werde ich jeden Tag den Raum wechseln. Das macht es mir zwar nicht gerade einfach mir eine gewisse Routine anzugewöhnen, dafür lerne ich jedoch alle anderen "tías" (Erzieherinnen) und die Arbeit mit verschiedenen Altersstufen kennen. Bisher habe ich zweimal im Raum mit den allerkleinsten gearbeitet (Das zweite Mal wegen akutem Personalmangel) und in einer "sala" mit Kindern von 2-3 Jahren. Am Anfang war (bzw bin ich immernoch) sehr unsicher, was ich tun kann. So war meine allererste Aufgabe eine Girlande für den bald bevorstehenden Nationalfeiertag zu basteln - und schon war ich beschäftigt. :D Aber die Kinder machen es einem eigentlich recht leicht, da sie direkt auf mich zukamen, mir dies und das zeigten oder sich einfach nur auf meinen Schoß setzten wollten. So zum Beispiel an meinem zweiten Arbeitstag: Es war Morgens und Ich war noch sehr unsicher und wusste nichts so recht mit mir anzufangen, da die Kinder vor mir auf einer Decke saßen und ein Video ansahen und die andere "tía" am Laptop saß. Ich schnapp mir also nur einen der Miniaturstühle und setz mich hin und nach ner knappen Minute, als hätte das kleine Mädchen meine Unsicherheit bemerkt, stand es von der Decke auf und kam zu mir, setzte sich auf meinen Schoß und wir kuckten weiter das Video. Fühlte sich irgendwie gleich viel besser an! :D Meine Aufgaben waren ansonten Dinge wie Essen servieren/füttern, trösten, mit ihnen spielen oder auch einfach nur dem entstandenen Chaos hinterherräumen. Praktisch bei den kleinen Kindern ist vor Allem, dass kaum Sprachbarrieren entstehen, da sie wenn überhaupt nur Sprachfetzen von sich geben. :D Nach dem Mittagessen gehts dann bei den Senioren weiter. Die Einrichtung nimmt bis zu 30 Senioren auf und besteht eigentlich nur aus einem Raum mit einem Kamin, nem Fernseher, nen paar Sportgeräten und einem langen Tisch, Stühlen und Sesseln. Die Senioren kriegen hier Frühstück, Mittagessen und das sogenannte "once" (Nachmittagsimbiss / manchmal auch schon fast Abendessen) und manchmal wird eben auch Programm (abgesehen vom ständig laufenden Fernseher) geboten. So kommt zum Beispiel zwei mal die Woche eine Lehrerin, die mit den Senioren Lesen, Schreiben und Rechnen übt, weil das eben einige der Senioren nicht beherrschen. Dabei habe ich zum Beispiel an meinem ersten Arbeitstag geholfen. Manchmal kommen auch Gruppen von jungen Menschen (zB. von Unis, Schulen etc.) um etwas mit den Senioren zu machen, so wie zum Beispiel am Donnerstag: Da haben wir Dekoration für die "Fiestas Patrias" (Chilenischer Nationalfeiertag) gebastelt, also zB kleine Chile-Flaggen ausgemalt. Ansonsten helfe ich in der Küche oder bei was auch immer mal anfällt. Aber es geht nachmittags eher ruhig zu und ich muss zugeben, dass ich noch nicht so viel Mut hatte mich ausgiebig mit den Senioren zu unterhalten (ohne andere Beschäftigung wie Basteln etc. nebenher). Denn es fällt mir nicht leicht die Senioren zu verstehen, weswegen ich dann meist nur anfange zu lächeln, zu nicken und fortweg "Sí" (Ja) zu sagen. Aber daran arbeite ich noch! Mein Arbeitstag endet meistens gegen 5 und dann gehe ich müde und mit Babysabber an den Knien nach hause. Ich bin selbst erstaunt wie erschöpft ich nach der Arbeit bin, denn obwohl ich noch garnicht sooo viel mache, ist es sehr anstrengend. Wahrscheinlich wegen so viel neuem an das ich mich erst einmal gewöhnen muss. Aber dafür war ja jetzt Wochenende zum entspannen und da ist auch nichts besonders aufregendes passiert, abgesehen davon dass ich beim gestrigen Bingo-Abend fast nen Föhn gewonnen hätte - uhjaaa. :D
Ich meld mich wieder, wenn ich was loszuwerden hab!
Bis bald!
Eure [mɑːrlɛn] <-Mein Name in Lautschrift wie ich hier genannt werde (Stellt euch dazu noch ein kräftig gerolltes r vor)
PS: Kommentieren ist nicht nur erlaubt sondern auch erwünscht, also haltet euch nicht zurück wenn ihr was zu sagen habt! :)