Hallo da drüben!
Is ist tatsächlich so weit: Beinahe die Hälfte meiner Arbeitszeit hier in Chile ist um. So fühlt es sich im Grunde auch an: Es ist eben einfach Alltag. Wunderschöner, gemütlicher bis öder, manchmal stressiger, manchmal frustrierender - aber im Grunde dennoch glücklicher, Alltag, wie man ihn von zuhause aus eben kennt. Es ist schön zu beobachten wie mir die Sprache schon lange nicht mehr fremd vorkommt, gerade so als ob ich sie schon immer um mich gehabt hätte. Genauso geht es mir mit so einigen Kultureigenheiten - so begrüße ich deutsche Freundinnen schon ohne es zu wollen mit dem Wangenkuss, denn im Grunde wird alles mit der Zeit Automatismus, auch wie mein stetiger Reflex "Sí" (Ja) zu antworten wenn mir jemand aus Deutschland etwas am Telefon erzählt. Wie man bestimmt schon merkt, fällt es mir zumehmend schwerer mich hier regelmäßig zu Wort zu melden, dabei mangelt es nicht an Dingen die es zu erzählen gäbe. Die Dinge, das ungewohnte, das aufregende, die vielen kleinen Geschichten von denen ich vorher noch so gestaunt habe, werden ganz einfach Teil vom Alltag. Ganz zu schweigen davon, dass ich auch längst nichtmehr so viel Zeit dafür finde wie zu Anfang. Ein eindeutig gutes Zeichen, finde ich!
Trotzdem. Ein kleines Update an dieser stelle:
Anfang Januar kam ich von meiner Norden-Reise zurück nach Talca und direkt wieder Senkrechtstart ins Voluntaria-Dasein (Freiwillige). Ein kleines After-Urlaubsloch war vorprogrammiert und so kam es dann eben auch. Egal wie schön der Alltag im Grunde ist, wer hat Urlaub nicht lieber? Der Rythmus kam mit der Zeit allerdings wieder von selbst rein, zumahl ganz Chile im Sommermodus zu sein scheint. Im Januar sind alle Schulen und Universitäten geschlossen und auch die meisten Berufstätigen nehmen bereits Urlaub. Kein Wunder bei einer Hitze von täglich mindestens 30 Grad. Dementsprechend wenige Kinder waren zum Beispiel im Kindergarten und dementsprechend wenig los auch bei den Senioren. Im Kindergarten betrieben wir also produktive Beschäftigungstherapie in Form von jeder Menge Basteln. Unsere Bemühungen galten der "Licenciatura" (Abschlussfeier) der Kinder die Ende Januar auf dem Programm stand. Alle Kinder meiner Gruppe verließen an diesem Tag den Kindergarten, denn nach den Ferien im Februar gehts ab auf die Schule. Dieser Tag war am Ende doch emotionaler als ich erwartet hätte, denn ich ließ sie nur schwerenherzens mitsamt einem kleinen Abschiedsgeschenk meinerseits gehen. An Kinder gewöhnt man sich einfach irrsinnig schnell und baut gewisse Beziehungen auf.
Bei den Senioren ließen wir uns aufgrund von mangelden Besuchen so allerhand einfallen um wenigstens ein bisschen Action in den allgemeinen Sommermodus reinzubringen. Ein Kinovormittag (bzw. "Los 33" (Film über die verschütteten Bergleute in der chilenischen Kupfermine) per Projektor), kleine Kochaktivitäten (zb Sopaipillas = frittiertes Brot aus Kürbisteig oder Humitas = in Maisblätter gewickelte Maismasse) mit einem Hauch extra Chilenisch, ein Boccia-Turnier usw... Außerdem standen für mich und den neuen sehr netten Sozialarbeiter ein paar administrative Sachen an, in Form von einer Art Interview an alle Senioren was ihre mentale Leistungsfähigkeit angeht - eine Studie für Hogar de Cristo.
Der Hospedería-Alltag (Obdachlosenheim) sieht eigentlich jede Woche tagsüber die angesammelten Deppenarbeiten vor und Abends, sobald die "Usuarios" (Benutzer) kommen, eben einfach ne Runde besser kennenlernen. Zu meiner Hauptaufgabe hat sich das Ordnen und Verteilen der Kleiderspenden entwickelt. Ich habe allein in diesem Monat 4 volle Tage beim sortieren verbraten, denn das ist echt ne Ganze Menge Zeugs! Vor allem beim Austeilen der Klamotten teste ich mich im Moment erst langsam heran. Zum einen bin ich nicht gerade die Beste im Größe schätzen und zum anderen ist Vorsicht geboten beim subtilen Vergeben der Klamotten - ich wurde mehrmals davor gewarnt nicht zu viel Aufmerksamkeit dabei zu erwecken, wenn ich nicht die ganze Meute um mich und die "Ropería" (Kleidersammlung) versammelt haben möchte.
Was das Leben in der Gastfamillie angeht so bin ich eigentlich immer zufriedener zumahl ich auch immer besseren Kontakt zu meinen quasi- Gastgeschwistern und Cousinen kriege - die Enkel meiner Gastmutter. Zum Beispiel war ich neulich mit allen zusammen ein Wochenende am Strand (die Famillie ist in diesen Monate praktisch permanent in ihrer Ferienhütte dort). Ich hab mich schon viel mehr teil von der Famillie gefühlt und die Zeit habe ich sehr sehr genossen.
Diese Woche und auch die letzte Woche im Februar hab ich "Eine Woche voller Hospedería"-Tage, denn Kindergarten sowie Seniorenzentrum macht ne Runde Sommerpause. Und auch ich nehm mir ab nächster Woche meinen letzten Schwung Urlaub - es geht für zwei Wochen ab in den äußersten Süden des Landes nach Patagonien. Ich freue mich jetzt schon riiiesig!!
Ach und letzte Neuigkeit: Ich bin seit neuestem stolze Fahrradbesitzerin und bin ziemlich froh ein recht günstiges, gebrauchtes gefunden zu haben. Es ist einfach so schön sich ein bisschen freier zu bewegen und noch dazu ein bisschen mehr Sport inklusive - dann ab jetzt gehts mit dem Fahrrad zur Arbeit.
Ich hab fest vor hier auch von der Reise und diesem Monat noch einige Bilder hochzuladen, allerdings braucht mein Laptop ewig, deswegen fehlte es mir bisher an Motivation mir dafür Zeit zu nehmen - aber kommt noch!
Vielen Dank fürs Lesen! :)
Bis Bald
Marlene
Is ist tatsächlich so weit: Beinahe die Hälfte meiner Arbeitszeit hier in Chile ist um. So fühlt es sich im Grunde auch an: Es ist eben einfach Alltag. Wunderschöner, gemütlicher bis öder, manchmal stressiger, manchmal frustrierender - aber im Grunde dennoch glücklicher, Alltag, wie man ihn von zuhause aus eben kennt. Es ist schön zu beobachten wie mir die Sprache schon lange nicht mehr fremd vorkommt, gerade so als ob ich sie schon immer um mich gehabt hätte. Genauso geht es mir mit so einigen Kultureigenheiten - so begrüße ich deutsche Freundinnen schon ohne es zu wollen mit dem Wangenkuss, denn im Grunde wird alles mit der Zeit Automatismus, auch wie mein stetiger Reflex "Sí" (Ja) zu antworten wenn mir jemand aus Deutschland etwas am Telefon erzählt. Wie man bestimmt schon merkt, fällt es mir zumehmend schwerer mich hier regelmäßig zu Wort zu melden, dabei mangelt es nicht an Dingen die es zu erzählen gäbe. Die Dinge, das ungewohnte, das aufregende, die vielen kleinen Geschichten von denen ich vorher noch so gestaunt habe, werden ganz einfach Teil vom Alltag. Ganz zu schweigen davon, dass ich auch längst nichtmehr so viel Zeit dafür finde wie zu Anfang. Ein eindeutig gutes Zeichen, finde ich!
Trotzdem. Ein kleines Update an dieser stelle:
Anfang Januar kam ich von meiner Norden-Reise zurück nach Talca und direkt wieder Senkrechtstart ins Voluntaria-Dasein (Freiwillige). Ein kleines After-Urlaubsloch war vorprogrammiert und so kam es dann eben auch. Egal wie schön der Alltag im Grunde ist, wer hat Urlaub nicht lieber? Der Rythmus kam mit der Zeit allerdings wieder von selbst rein, zumahl ganz Chile im Sommermodus zu sein scheint. Im Januar sind alle Schulen und Universitäten geschlossen und auch die meisten Berufstätigen nehmen bereits Urlaub. Kein Wunder bei einer Hitze von täglich mindestens 30 Grad. Dementsprechend wenige Kinder waren zum Beispiel im Kindergarten und dementsprechend wenig los auch bei den Senioren. Im Kindergarten betrieben wir also produktive Beschäftigungstherapie in Form von jeder Menge Basteln. Unsere Bemühungen galten der "Licenciatura" (Abschlussfeier) der Kinder die Ende Januar auf dem Programm stand. Alle Kinder meiner Gruppe verließen an diesem Tag den Kindergarten, denn nach den Ferien im Februar gehts ab auf die Schule. Dieser Tag war am Ende doch emotionaler als ich erwartet hätte, denn ich ließ sie nur schwerenherzens mitsamt einem kleinen Abschiedsgeschenk meinerseits gehen. An Kinder gewöhnt man sich einfach irrsinnig schnell und baut gewisse Beziehungen auf.
Bei den Senioren ließen wir uns aufgrund von mangelden Besuchen so allerhand einfallen um wenigstens ein bisschen Action in den allgemeinen Sommermodus reinzubringen. Ein Kinovormittag (bzw. "Los 33" (Film über die verschütteten Bergleute in der chilenischen Kupfermine) per Projektor), kleine Kochaktivitäten (zb Sopaipillas = frittiertes Brot aus Kürbisteig oder Humitas = in Maisblätter gewickelte Maismasse) mit einem Hauch extra Chilenisch, ein Boccia-Turnier usw... Außerdem standen für mich und den neuen sehr netten Sozialarbeiter ein paar administrative Sachen an, in Form von einer Art Interview an alle Senioren was ihre mentale Leistungsfähigkeit angeht - eine Studie für Hogar de Cristo.
Der Hospedería-Alltag (Obdachlosenheim) sieht eigentlich jede Woche tagsüber die angesammelten Deppenarbeiten vor und Abends, sobald die "Usuarios" (Benutzer) kommen, eben einfach ne Runde besser kennenlernen. Zu meiner Hauptaufgabe hat sich das Ordnen und Verteilen der Kleiderspenden entwickelt. Ich habe allein in diesem Monat 4 volle Tage beim sortieren verbraten, denn das ist echt ne Ganze Menge Zeugs! Vor allem beim Austeilen der Klamotten teste ich mich im Moment erst langsam heran. Zum einen bin ich nicht gerade die Beste im Größe schätzen und zum anderen ist Vorsicht geboten beim subtilen Vergeben der Klamotten - ich wurde mehrmals davor gewarnt nicht zu viel Aufmerksamkeit dabei zu erwecken, wenn ich nicht die ganze Meute um mich und die "Ropería" (Kleidersammlung) versammelt haben möchte.
Was das Leben in der Gastfamillie angeht so bin ich eigentlich immer zufriedener zumahl ich auch immer besseren Kontakt zu meinen quasi- Gastgeschwistern und Cousinen kriege - die Enkel meiner Gastmutter. Zum Beispiel war ich neulich mit allen zusammen ein Wochenende am Strand (die Famillie ist in diesen Monate praktisch permanent in ihrer Ferienhütte dort). Ich hab mich schon viel mehr teil von der Famillie gefühlt und die Zeit habe ich sehr sehr genossen.
Diese Woche und auch die letzte Woche im Februar hab ich "Eine Woche voller Hospedería"-Tage, denn Kindergarten sowie Seniorenzentrum macht ne Runde Sommerpause. Und auch ich nehm mir ab nächster Woche meinen letzten Schwung Urlaub - es geht für zwei Wochen ab in den äußersten Süden des Landes nach Patagonien. Ich freue mich jetzt schon riiiesig!!
Ach und letzte Neuigkeit: Ich bin seit neuestem stolze Fahrradbesitzerin und bin ziemlich froh ein recht günstiges, gebrauchtes gefunden zu haben. Es ist einfach so schön sich ein bisschen freier zu bewegen und noch dazu ein bisschen mehr Sport inklusive - dann ab jetzt gehts mit dem Fahrrad zur Arbeit.
Ich hab fest vor hier auch von der Reise und diesem Monat noch einige Bilder hochzuladen, allerdings braucht mein Laptop ewig, deswegen fehlte es mir bisher an Motivation mir dafür Zeit zu nehmen - aber kommt noch!
Vielen Dank fürs Lesen! :)
Bis Bald
Marlene