Ich hab weiteren Lesestoff für euch falls euch die Langeweile überkommt:
Es ist wieder Wochenende und ich hab dementsprechend wenig zu tun. Ich versuche mich eben an die Familliengewohnheiten anzupassen: Meine Gastmutter Maria Leonor hat heute Namenstag und scheinbar ist das hier nicht ganz so egal wie ich es zumindest aus Deutschland gewohnt bin. Immer mal wieder kommt jemand vorbei, bringt Blumen oder lässt welche schicken - die Wohnung wird bunt! Gestern Abend war ich allerdings das erste mal unterwegs mit Freiwilligen von meiner Organisation AFS und habe meinen offiziellen Betreuer kennengelernt (er muss alle paar Monate nen Bericht an AFS schreiben, wies denn aussieht mit mir). Ich hatte die Gelegenheit mal chilenisches Bier auszuprobieren, obwohl es dann doch einen sehr untypischen Namen hatte - Kunstmann?? Unterüberschrift/Werbeslogan oder wieauchimmer: Das gute Bier. Auf Deutsch. Wie ich herausfand hängt das mit den Einflüssen von deutschen Einwanderern in dieses Land zusammen, denn diese brachten nicht nur deutschen Apfelkuchen (hier einfach nur "Kuchen" genannt) mit , sondern auch die Bierbrauerei nach dem deutschen Reinheitsgebot. Außerdem habe ich einen workshop im "completo"-Essen bekommen. Completos sind eigentlich wie gepimpte hotdogs, denn zum Weißbrot und dem Würstchen gibts noch Tomaten, Avocado und Sauerkraut on top. Dazu noch Mayo, Senf UND Ketchup. Workshop deshalb, weil wie ihr euch wahrscheinlich vorstellen könnt ist es garnich so einfach diesen riesen Haufen zu essen ohne sich komplett zu versauen. Doch ich habe die Prüfung erfolgreich bestanden und ich muss sagen, die Teile schmecken erstaunlich gut! Wenn ich mal dazu komme liefer ich auch noch ein Foto nach. Zu meiner Arbeit diese Woche muss ich sagen, sie hat mir wirklich viel Spass gemacht, obwohl ich mir oftmals wünsche schon besser zu wissen was zu tun ist. Denn im Moment kommt es öfter vor als mir lieb ist, dass ich ratlos rumstehe bis mir eine Sache auffällt die ich tun könnte. Ich glaube ich muss dem ganzen nur noch etwas mehr Zeit geben und mich mit dem zufrieden geben was ich schon tun kann - ich habe ein Jahr Zeit! Und ich merke, dass ich langsam, ganz langsam merke was von mir erwartet wird und kriege ein bisschen Routine. Ich hatte die Gelegenheit mir das Viertel um die Einrichtung herum besser anzusehen, da mich der Praktikant Francisco etwas herumgeführt hat. Wir haben außerdem bei einer der betreuten Seniorinnen einen Besuch zu Hause gemacht um sie nach irgendeiner wichtigen Info zu fragen. Ich sitze an diesem Artikel hier gerade schon eine ganze Weile, weil ich überlege wie ich euch von meinen Eindrücken dort erzählen kann. Die Häuser sind einfach, teilweise auch nur aus den einfachsten Materialen zusammengebaut. Es gibt viele Straßenhunde und die Straßen sind schmal und etwas dreckig, mit ein paar Pfützen. Das Haus der Seniorin ist zwar sehr klein und etwas eng aber wirklich gemütlich. Sogar bei dieser Gelegenheit werden wir von den zumindest mir komplett fremden Leuten mit der typischen Wangenkuss-Begrüßung empfangen - eine Sache an die ich mich irgendwie noch nicht so richtig gewöhnen kann. An einer Straße mit einer Grünfläche nebendran entsteht jeden Tag die "Feria", wie ein kleiner Flohmarkt, an dem gebrauchte Kleider und Anderes verkauft werden. Außerdem wird Essen verkauft, die typisch chilenischen Empanadas zum Beispiel (gefüllte Teigtschen), oder Lebensmittel von der Ladefläche eines Pick-Ups aus. Francisco versucht mir währenddessen das Straßensystem Talcas näher zu bringen (Genauerer Artikel folgt), aber auch er braucht bei der Orientierung ein bisschen Hilfe und deswegen fragen wir uns ein bisschen durch. Dabei kommen wir auch an der örtlichen Schule und dem Krankenhaus vorbei - alles ganz anders als von zuhause gewohnt, aber dennoch wunderte mich die Frage meiner Mitarbeiterin danach, ob ich denn nun geschockt sei von der Umgebung hier. Ich habe manchmal das Gefühl, dass vergessen wird, dass in Europa auch Armut existiert. Ach und wie immer, nicht vergessen, das ist nur eine Seite von Chile, die ich grade gezielt hervorgehoben habe.
Am Freitag haben die "tías" des Kindergartens sich was besonderes ausgedacht und zwar wieder einmal anlässlich der bevorstehenden Nationalfeiertage... Ich hoff ich langweile euch nicht damit! :D Und zwar haben die Kinder der verschiedenen "salas" der Reihe nach einen Tanz aufgeführt. Ich hab mal zwei davon gefilmt und hochgeladen - ich hoffe ihr habt eure Freude dran. Und sorry für den bescheidenen Sound. Im zweiten Video machen die Kinder ihre ersten Versuche im Nationaltanz Cueca, zwar noch etwas holprig, aber das wird schon noch! Wens intressiert wie das ganze im Endstadium aussehen kann, hab ich euch mal ein youtube Video verlinkt. Wie mir erzählt wurde, ist dieser Tanz dem Balzen des Hahns um die Henne nachempfunden, weswegen sich die Tanzpartner im Kreis umeinander bewegen, häufig näher kommen, doch die "Henne" den "Hahn" wieder abweist, bis sich die beiden am Ende dennoch finden.
Viel Spass beim Anschauen!
Marlene